UNESCO feiert ersten "World Futures Day"

Jennifer Fest, 02.12.2022

„Futures Literacy“, also das Verständnis dafür, welche Relevanz die Zukunft in unserem Umfeld, unserem Handeln und Wahrnehmen, hat, ist eine Fähigkeit, die es uns erlaubt, auf Krisen zu reagieren und aus ihnen zu lernen – und zu akzeptieren, dass unsere Zukunft von Entscheidungen abhängt, die jetzt getroffen werden. Das betrifft alle Bereiche unseres Lebens, auch die Bau- und Immobilienwirtschaft.

Heute, am 02. Dezember 2022, ruft die UNESCO zum ersten Mal den "World Futures Day" aus. Zeit für eine Bestandsaufnahme und einen vorsichtigen Blick in die Zukunft!

  • Welche Herausforderungen gibt es in der Immobilienwirtschaft?
  • Welche Lösungen bringen uns voran?
  • Wie werden wir ökologischen und sozialen Aspekten gleichermaßen gerecht?

Die größten Probleme

Die Baubranche verbraucht große Mengen an Rohstoffen. Ca. die Hälfte dessen, was jährlich abgebaut wird, wird allein in diesem Bereich verbraucht – das sind rund 50 Milliarden Tonnen (Miller, 2021). Der Abbau dieser Mengen schadet der Umwelt unseres Planeten, und die Lagerung, Weiterverarbeitung und der Transport der Rohstoffe verbrauchen zusätzlich Energie.

Die Abfallmengen sind enorm. Construction Waste, also Abfall, der beim Bau und Abriss von Gebäuden und Infrastruktur entsteht, machte in den letzten Jahren ca. ein Drittel der globalen Abfallmenge aus. In Deutschland waren es 2020 sogar rund 55%. Laut den Daten des statistischen Bundesamtes stellt das keine Verbesserung im Vergleich zu den Jahren 2012-2019 dar – die Werte blieben in diesem Zeitraum relativ stabil (Miller, 2021; Purchase et al., 2021; Statistisches Bundesamt, 2022).

Der Platzbedarf steigt. Diese Zahlen bedeuten nicht pauschal, dass sich in der Branche gar nichts tut. Jedoch wird vor allem im Bereich Wohnraum der Bedarf immer größer, da die Weltbevölkerung kontinuierlich wächst. Trotzdem steigt in Teilen der Welt die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf: In Deutschland lag sie 2011 noch bei 46,1m², 2021 waren es schon 47,7m² (Umweltbundesamt, 2022). Vor allem ältere Haushalte und jede, in denen nur eine Person lebt, heben den Durchschnitt ordentlich an.

Die guten Nachrichten

Neue Konzepte sagen der Rohstoffknappheit den Kampf an. Hierbei geht es nicht nur um „einfaches“ Recyling, sondern um ausgefeilte Cradle to Cradle-Ansätze, die ein Produkt immer nur als Zwischenlager für Materialien ansehen. Bei seinem Rückbau wird alles wieder dem Materialkreislauf zugeführt und wiederverwertet, was zu einem geringeren Bedarf an neuen Rohstoffen und zu weniger Abfall führt. C2C wird mittlerweile weltweit getestet, und auch in Deutschland stehen bereits die ersten C2C-Bürogebäude, das erste Wohngebäude im C2C-Stil wird aktuell von unserer Schwesterfirma Moringa in Hamburg gebaut.

Es wird recycelt. Die Abfallmenge aus der Bauwirtschaft ist zwar in den letzten Jahren nicht gesunken, aber auch die Wiederverwertungsquote ist konstant hoch und lag 2020 bei rund 88%. Natürlich muss es das Ziel sein, Abfall grundsätzlich weitestgehend zu vermeiden; bis wir dort angelangt sind, ist Wiederverwertung aber unsere beste Waffe.

Das Bewusstsein wächst. Auf politischer Ebene werden immer mehr Regularien und Projekte gestartet, um den Sektor auf nachhaltigere Vorgehensweisen einzuschwören, wie beispielsweise der European Green Deal oder die Construction Products Regulation. Auch NGOs wie der World Green Building Council oder die C2C NGO treten vermehrt auf den Plan, um auf Probleme aufmerksam zu machen und Gegenmaßnahmen zu stärken. In der Branche selbst ist ebenfalls Bewegung: Alle prestigeträchtigen Awards vergeben Auszeichnungen in Nachhaltigkeitskategorien, und immer mehr Projekte werden auf Basis der ESG-Kriterien entwickelt.

Und die sozialen Aspekte?

„Zukunft“ bezieht sich nicht nur auf Nachhaltigkeit und Umwelt, sondern auch auf unsere gesellschaftlichen Strukturen. Doch das eine funktioniert nicht ohne das andere – die große Herausforderung ist es, beiden Bereichen gerecht zu werden. Das schließt sich auch nicht aus, denn umweltverträgliche Bauweisen sind mitnichten negativ für den Komfort oder sozial unverträglich. Begrünte Dachflächen wie bei Moringa beispielsweise halten nicht nur Gebäude und ihre Umgebung kühl, sondern bieten sich auch für Erholung und Urban Gardening an. Gemeinschaftsflächen in Co-Living-Konzepten wie POHA House reduzieren nicht nur die benötigte Fläche pro Kopf, sondern etablieren eine völlig neue Art von Community, die vor allem für Singles interessant ist. Und begrünte Fassaden bieten nicht nur Lebensräume für Tiere und sorgen für Abkühlung, sondern machen dadurch auch Innenhöfe oder Vorplätze zu Orten mit hoher Aufenthaltsqualität. Und sollten in Zukunft durch verringerten Rohstoffbedarf oder wiederverwertbare Materialien auch noch die Baukosten sinken, würde Wohnraum wieder für alle bezahlbarer werden.

Es gibt viel zu tun – packen wir es an!

Auffällig ist, dass es viele Ideen und Konzepte gibt, aber leider auch noch viele Konjunktive. In vielen Bereichen sind die Kosten für nachhaltiges Bauen noch so hoch, dass sie Unternehmen abschrecken. Und es gibt viele Lippenbekenntnisse: Eine weltweite Studie vom letzten Jahr kam zu dem Ergebnis, dass viele Entscheidungsträger:innen in der Branche zwar Ziele im Sinne der Nachhaltigkeit setzen, aber keine oder nur wenige Schritte einleiten, um diese auch zu erreichen (Lynch, 2021).

Unsere Ansprüche müssen höher sein als das, wenn wir einen Unterschied machen wollen. Auch in der Bau- und Immobilienbranche muss „Futures Literacy“ selbstverständlich werden. Die Stadtmarken GmbH arbeitet schon von Beginn an mit der Prämisse, dass ökonomische Rendite zwar wichtig ist, um das Unternehmen wirtschaftlich zukunftsfähig zu machen, dass ihr aber soziale und ökologische Rendite in nichts nachstehen dürfen. Gebäude sind für Menschen da, die wiederum auf eine gesunde Umwelt angewiesen sind – daraus ergibt sich ganz logisch, dass unsere Arbeit Nachhaltigkeit stets im Blick behalten muss. Deshalb sind wir immer auf der Suche nach neuen oder verbesserten Wegen, wie beispielsweise dem Einsatz der Modulbauweise in unserem Aachener Projekt am Eisenbahnweg oder der Etablierung von Co-Working-Flächen wie im Technologiezentrum Aachen am Europaplatz. Zudem setzen wir ganz bewusst und aktiv auf Revitalisierung und Bauen im Bestand, in Wohn- wie in Gewerbeimmobilien. Mit unserer Waldmarke sanieren wir ein 14-stöckiges Haus mit 84 Wohneinheiten im Aachener Preuswald, am Theaterplatz 1 entsteht im denkmalgeschützten Raum der Aachener Innenstadt eine Fläche für Co-Living, und die Villa Amalia in Wuppertal und die Karmeliterhöfe in Aachen bieten moderne, energieeffiziente Arbeitswelten in Baudenkmälern. So übernehmen wir Verantwortung und treffen heute Entscheidungen für die Zukunft.

  • Lynch, C. (2021). The Construction Industry Is Getting Greener: Why, How, And What’s Changing? Abgerufen 28. November 2022. Link
  • Miller, N. (2021). The industry creating a third of the world’s waste. BBC Future. Abgerufen 28. November 2022. Link
  • Purchase, C. K., Al Zulayq, D. M., O’Brien, B. T., Kowalewski, M. J., Berenjian, A., Tarighaleslami, A. H., & Seifan, M. (2021). Circular Economy of Construction and Demolition Waste: A Literature Review on Lessons, Challenges, and Benefits. Materials, 15(1), 76.
  • Statistisches Bundesamt. (2022). Kurzübersicht Abfallbilanz - Zeitreihe. Abgerufen 28. November 2022. Link
  • Umweltbundesamt. (2022). Wohnfläche. Abgerufen 28. November 2022. Link

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